8. Seebarner Bockbierfest 2023

Veranstalter: SV Seebarn und Musikverein Seebarn

Die Gäste beim Seebarner Bockbierfest feierten die Darsteller mit stehenden Ovationen

Am Freitag 31.03 und Samstag 01.04 war es nach fünfjähriger Zwangspause wieder soweit:

Musikverein und Sportverein Seebarn luden zur achten Auflage des Bockbierfestes. Nach dem traditionellen Auftakt durch das „Seebarner Gwiach hot ana“ startete das knapp zweieinhalb Stunden andauernde Singspiel, das sich diesmal in der „Seebarner Astronautica Super Administration” (SASA)-Bodenstation Seebarn-Kohlhof“ abspielte. Dort erwartete Professor Domino, gespielt von Dominik Schießl, die vier Astronauten „Commander Raimondo“ (Raimund Ferstl), „Captain Hanson“ (Hans Reichl), „Ljutenant Gust“ (August Schießl) und „Corporal Chrissi“ (Christian Ferstl) nach jahrelanger Expedition im Weltall zurück. Drei der vier Astronauten konnten sich in die Bodenstation beamen, nur bei Commander Raimondo klappte dies nicht. Grund dafür war der Beamer der Firma F.EE, der bei über 100 Kilogramm an seine Grenzen stößt. In der Folge wurden viele politische und gesellschaftliche Themen humorvoll auf die Schippe genommen – passend dazu lieferte die Band um Roland Mehltretter, Martin Greber, Markus Gruber, Thomas Kirchberger und Konrad Schmid sowie Sängerin Sibylle Wollender die perfekten Lieder zu den behandelten Themen. 

Die fünf Singspieler zeigten sich äußerst verwundert über so manche politische Idee, wie beispielweise der „Funkloch-App“ von Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer. Damit sollten bestehende Funklöcher gemeldet werden. „Der Weig Fritz aus dem Murnthal oder der Lucky aus Eixendorf Ost kommen aber seit Jahren nicht durch.“ Im Gegensatz dazu laufe aber die Digitalisierung im Stadtkern Neunburgs auf Hochtouren. Vorreiter sei hier Dr. Wagner, der aus Zeitgründen eine neue Untersuchungsmethode entwickelt hat: Darmspiegelungen per Homeoffice. Corporal Chrissi veranschaulichte den Zuschauern diese Art der Darmspiegelung in seiner unverwechselbaren Art. Durch das dazugehörige Lied „Digital“ sollten sich die Bürger generell hinterfragen, „Alexa, Siri, Google und Co.“ Einzug in den täglichen Alltag zu gewähren und sich das eigene Leben von Influencern vorschreiben zu lassen. 

Großes Thema waren auch die zahlreichen Projekte auf dem Bausektor in und um Neunburg. Am meisten waren die Seebarner durch die Baustelle hinsichtlich der Umfahrung in Rötz betroffen. Größtes Ärgernis war, dass die Verkehrsteilnehmer „durchgeschossen sind wie auf einer Rennstrecke“. Daraufhin hätte ein findiger Unternehmer am Ortsrand mit seinem eigenen Blitzer dafür gesorgt, die Raser abzuschrecken. Die im Anschluss aufgestellten Blitzer der Stadt Neunburg waren dadurch quasi überflüssig nach dem Motto „die Letzten beißen die Hunde.“ 

Die Astronauten waren sich indes einig, dass sich während des großen Verkehrsaufkommens in Seebarn ein Supermarkt und ein Gasthaus gelohnt hätten. Während der Diskussion kamen sie zum Ergebnis, dass nicht nur in Seebarn das Wirtshaussterben längst angekommen ist: „Sheriff, Alte Sailerei, Südtiroler Stub’n, Warberg, vorher bereits Irlbacher – und der Salzfriedl hat immer noch nicht offen; harte Zeiten für Wirtshaushockl.“ Das anschließende Lied vom „Ehepaar“ Christian Ferstl und Sibylle Wollender, die mit ihrem Gesang zum wiederholten Mal die Besucher begeisterte, zeigte auf, dass es auch für die Ehefrauen durchaus besser sein könne, wenn der Ehemann ins Wirtshaus gehen kann.

Bei der Thematik „Klimademonstrationen“ wurden auch in Neunburg zwei Aktivisten gesichtet, die sich auf der Straße beim Rathaus festgeklebt hatten; diese klebten ein Jahr später immer noch am selben Platz, „schließlich fährt sowieso niemand den Stadtberg hinunter“. 

Es wurden viele weitere Themen behandelt wie zum Beispiel den Handwerker- und Fachkräftemangel (Lied: Ohh, wann kommst du?), den geplanten Bau eines Sportzentrums in Neunburg oder auch dem fehlenden sportlichen Erfolg des SV Seebarn, der allerdings seinen Fokus auf Kabinenpartys legt. Auch auf den Bürgermeisterwahlkampf in Neunburg wurde kurz zurückgeblickt, der „so spannend gewesen ist wie Gruppensex im Altersheim.“ 

Zu einem absoluten Höhepunkt kam es hinsichtlich der ärztlichen Versorgung in Neunburg. Hier mache man in Neunburg seine Hausaufgaben, denn wenn ein Arzt aufhört, wird sich um eine schnelle Nachfolge gekümmert („Auf Dr. Wein folgt der griechische Wein, Dr. Souflaki“). Zudem zeige sich der Neunburger Stadtrat multifunktionell einsetzbar; aus diesem Grund wurde – in Anlehnung an die Schwarzwaldklinik – die „Schwarzachtalklinik“ ins Leben gerufen. Die Video-Sequenz, bei der Martin Birner, Margit Reichl, Martin Scharf, Georg Bottenhofer, Erich Schmid und Thomas Albang in den „Hauptrollen“ mitwirkten, sorgte für große Lacher. 

Nicht fehlen durfte natürlich auch die große Bundespolitik; die Singspieler stellten den Spitzenpolitikern bzw. den Regierungsparteien ein vernichtendes Zwischenzeugnis aus: „Gaspreisumlage, Gaspreisbremse, Gaspreisdeckel, Atomkraft ja, Atomkraft nein, zwei Kernkraftwerke für drei Monate, zwei Kernkraftwerke für drei Monate und so weiter – das ist Politik auf Kindergartenniveau.“ Die „Ampel“, die eigentlich eine Einrichtung ist, „die regelt, steuert und ein gezieltes Verhalten verlangt“, werde bei den Regierungsstreitigkeiten zunehmend außer Kraft gesetzt; hier gab Captain Hanson eine nachdenkliche und warnende Botschaft mit auf den Weg: „Wenn die Ampel nicht mehr funktioniert, schaut’s bitte auf, dass nicht bald rechts vor links gilt.“ 

Mahnende Worte hatten die Astronauten auch an Bürgermeister Martin Birner, der – wie auch seine Stellvertreterin Margit Reichl – an beiden Tagen in der Stadthalle vertreten war: „Überlegt euch, ob innehalten wirklich unbedingt ‚Rückschritt‘ bedeuten muss oder ob es nicht vielleicht doch mehr wert ist, sich auf die Dinge zu besinnen, die einen stark machen. Ist ein ‚immer weiter und immer mehr‘ wirklich gut?“ Die zahlreichen Projekte müssten schließlich auch finanziert werden. Deshalb wurde Birners Ziel, in den nächsten Jahren die 10.000-Einwohner-Marke zu knacken, kritisch gesehen. 

Eine Stadt, die kürzlich eine andere Marke gerissen hat, war die Stadt Schwandorf; seit kurzem sind in der Kreisstadt erstmals mehr als 30.000 Einwohner gemeldet. Die Seebarner fordern daher, dass in Schwandorf ein Lusthaus errichtet wird, „und zwar in Ständerbauweise.“ Darüber hinaus empfehlen Sie den Schwandorfern, für ihre Stadt eine neue Hymne einzuführen; die Band hatte zwei Vorschläge, die Zuschauer durften entscheiden. Die Entscheidung zugunsten der überarbeiteten Version des Songs „Leyla“ wurde Landrat Thomas Ebeling mitgeteilt mit der Bitte, dies an Schwandorfs Oberbürgermeister Andreas Feller weiterzuleiten. Die Zuschauer – an den beiden Tagen über 1000 Personen – honorierten die herausragende Leistung der Darsteller und die Arbeit, die hinter solch einem Singspiel steckt, mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen. Auch die Arbeit von Hauptorganisator Hans Gruber, bei dem alle Fäden zusammenlaufen, wurde herausgestellt. Die beiden Abende klangen mit zünftig bayerischer Blasmusik vom Musikverein Seebarn aus.  (ghr)